Sonja Bill: Tadschikistan

Instruktiver Leitfaden in eine abgelegene Welt

Trescher Verlag, 1. Auflage, Berlin 2010 – www.trescher-verlag.de

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In der tadschikischen Pamir-Region. Foto: textbaustelle Berlin

Normalerweise ist ein fünf Jahre alter Reiseführer nichts, was noch der Beachtung, geschweige denn einer Rezension wert wäre. In diesem Fall verhält es sich mit der Frage der Aktualität jedoch ein wenig anders. Denn die ehemalige Sowjetrepublik Tadschikistan im Herzen Asiens gehört – um es einmal vorsichtig auszudrücken – in der Regel nicht gerade zu den ersten Reisezielen, die sich Fernwehgeplagte aus der westlichen Welt zur Stillung ihrer Sehnsucht auswählen. Dabei hat das kleine Land, das seit dem Ende eines verheerenden Bürgerkriegs in den 90er-Jahren politisch halbwegs stabil ist (und das trotz seiner Nachbarschaft zum Dauerkrisenherd Afghanistan), Reisenden üppigen Reichtum zu bieten: ebenso herbe wie faszinierende Hochgebirgslandschaften, eine von persischen, mongolischen, türkischen, russischen und fernöstlichen Einflüssen geprägte Kultur, eine propere Hauptstadt sowie eine geradezu frappierende Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen.

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Foto: Trescher Verlag, Berlin

Der Band von Sonja Bill bietet Entdeckern wertvolle Hilfestellung, um sich in dieser fremden Welt zurechtzufinden. Er ist nach einem bewährten Schema aufgebaut: Ein erster Hauptteil über „Land und Leute“ führt den Leser instruktiv in Landschaft, Natur, Geschichte, das aktuelle politische System und in kulturelle Besonderheiten Tadschikistans ein. Lediglich den historischen Abschnitt mögen sich nicht nur Geschichtsinteressierte vielleicht weniger summarisch gewünscht haben. Im großen Mittelteil stellt die Autorin die fünf Regionen des Landes mit ihren Sehenswürdigkeiten vor und hat dabei ein gutes Mittelmaß von Ausführlichkeit und Prägnanz gefunden. Nach meinen flüchtigen Eindrücken während eines Kurzaufenthalts sind die beigefügten praktischen Reiseinformationen einschließlich der Preisangaben keineswegs so veraltet, wie man dies nach mehr als fünf Jahren vielleicht denken könnte. Allgemeine Reisetipps, ein Sprachführer, Angaben weiterführender Literatur und anderes runden das Buch ab.

Insgesamt hervorzuheben sind zum einen die gelungenen Fotografien, die ein plastisches Bild des Landes und seiner Menschen vermitteln. Zudem hat Sonja Bill Essays über tadschikisches Leben, die Kultur und eigene Erfahrungen in den Mittelteil eingeflochten, Geschichten, die unterhaltsam und dennoch ernst die optischen Eindrücke der Fotos vertiefen. Dabei erahnt der Leser die durchaus ansteckende Liebe der Autorin zu Land und Leuten – sie selbst war für eine Entwicklungshilfeorganisation dort tätig und muss dabei und bei den Recherchen zu diesem ersten deutschsprachigen Reiseführer echte Freundschaft mit Tadschikistan und seinen Bewohnern geschlossen haben. Nicht zuletzt Reisen im Sammeltaxi auf den allgegenwärtigen Schotter- und Buckelpisten laden dazu auch ein.

Der Verlag hat für Ende 2015 die zweite Auflage des Buches angekündigt. Bleibt zu wünschen, dass sie noch mehr Zeitgenossen dazu anregt, dieses liebenswürdige Land zu entdecken.

 Malte Heidemann

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